Veröffentlichung im Handelsblatt / Autor: Manuel Henkel

Interviewbeitrag von Josef Glöckl-Frohnholzer

"An Bedeutung gewinnen könnte die Community-Cloud durch Industrie 4.0, also den Trend, die Produktion stärker zu vernetzen. Da so höhere Anforderungen auf Firmen zukommen, könnte eine Community-Cloud entlang einer Lieferkette Sinn ergeben. „Cloud-Computing übernimmt als Basistechnologie bei der Einführung von Industrie 4.0 eine wichtige Aufgabe“, sagt Josef Glöckl-Frohnholzer, COO des Cloud-Anbieters Zimory. Die Kommunikation entlang einer Wertschöpfungskette stelle eine technologische Herausforderung dar."

Schon seit Jahren ist die Cloud in ihren unterschiedlichen Ausprägungen allgegenwärtiges Gesprächsthema. Das ändert sich auch in diesem Jahr nicht. Mit dem Schlagwort Industrie 4.0 erhält sie neuen Auftrieb. Josef Glöckl-Frohnholzer, COO und CSO von Zimory, erklärt, worauf es in diesem Jahr bei der Cloud ankommt.

Die Wolke ist bereits in vielen Unternehmen angekommen und in ihren Geschäftsstrategien fest integriert. Nun gilt es, sie effektiv für die eigenen Ziele zu nutzen. Neue Potenziale eröffnet die Cloud besonders dem produzierenden Gewerbe und der Fertigungsindustrie im Rahmen einer „Industrie 4.0“-Strategie. Dieses Schlagwort flammte in den letzten zwei Jahren verstärkt auf und hat sich zum neuen Trendthema in Wirtschaft und ITK-Branche entwickelt. Soll diese industrielle Evolution der Produktionsprozesse hin zur vollständig vernetzten und intelligent agierenden Smart Factory gelingen, müssen Unternehmen offen sein für neue Technologien. Experten sehen gerade am Standort Deutschland den Know-how-Vorsprung durch veraltete Technik gefährdet. Größtes Hemmnis wie auch schon bei der Cloud: die Sicherheit.

Hier geht es zum Artikel in der Funkschau vom 20.01.2015

Industrie 4.0: Ein praxisorientierter Ansatz, hrsg. von Christiana Köhler-Schute, KS-Energy-Verlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-945622-01-8, 175 Seiten

In dem Fachbuch lesen Sie meinen Beitrag zu I 4.0 Community Cloud als Basistechnologie für Industrie 4.0
Das Internet der Dinge und Dienste hält Einzug in die Fabrik

Die vierte industrielle Revolution verspricht eine nachhaltige Veränderung der industriellen Produktion und damit der kompletten Wirtschaft. Dies geschieht durch die intelligente Vernetzung von Mensch, Maschinen und Objekten, die eine weitreichende Anpassung der Geschäftsprozesse nach sich zieht. Unternehmen und Produktionsbetriebe stehen hinsichtlich Industrie 4.0 vor neuen Herausforderungen, aber auch vor zahlreichen Chancen. Entscheidend für den Erfolg sind vor allem die zugrunde liegende unternehmenseigene IT-Infrastruktur und der Einsatz von neuen Technologien wie Cloud Computing. Mit dieser Entwicklung halten richtungsweisende Entwicklungen der ITK-Evolution Einzug in die Unternehmensstrukturen: das „Internet der Dinge“ und das „Internet der Dienste“. Beim Internet der Dienste geht es in erster Linie um den onlinebasierten Bezug von Services verschiedenster Entwicklungs- und Dienstplattformen. Das Internet der Dinge hingegen umfasst sämtliche webfähigen Produkte und Gegenstände. Beide Konzepte treiben eine allumfassende und intelligente Vernetzung voran. Dies gelingt mittels cyber-physischer Systeme (CPS). Sie bilden das Verbindungsstück zwischen IT-Infrastruktur und physikalischer Umgebung

Die Bedeutung von Cloud Computing für den Mittelstand

Der jährlich erscheinende Gartner Hype auf "Emerging Technologies" stellt klar: Für Hybrid Clouds und Private Clouds ist der "Gipfel der überzogenen Erwartungen" erreicht. Die meisten Analysten prognostizieren, dass Cloud-Technologien spätestens in fünf bis zehn Jahren die Produktivitätsebene komplett erreicht haben. Experten unterstellen Cloud Computing vielfach, die komplette IT-Industrie hin zu einer stärkeren Industrialisierung zu transformieren und makroökonomisch den Wandel zu einer vernetzten Wirtschaft zu forcieren. Dieses Potenzial beruht auf mehreren technologischen und mikroökonomischen Eigenschaften, bezogen auf ein verändertes Marktumfeld und den gesellschaftlichen Änderungen im Umgang mit Daten.Die Cloud hat bereits die frühe Phase der Marktdiffusion (Innovators, Early Adopters) durchschritten. Verschiedene Nutzergruppen (Early Majority) setzen bereits auf intensive Erfahrungswerte aus der Praxis. Das schlägt sich auch in Marktzahlen nieder: Der Cloud-Umsatz mit Geschäftskunden und Privatverbrauchern wird in diesem Jahr in Deutschland um gut 50 Prozent auf insgesamt 5,3 Milliarden Euro steigen. Die Nachfrage kommt dabei zunehmend von Geschäftskunden. Immerhin nutzen bereits 76 Prozent Dienste aus der Wolke. 

Cloud Computing rückt auch unter strategischen Gesichtspunkten immer stärker in den Fokus des Managements. Aus Gründen der Praxistauglichkeit und der inzwischen vorliegenden Erfahrungswerte gewinnt das Potenzial dieser Innovation besonders im Mittelstand an Bedeutung. Nachfolgende Zusammenfassung soll für das Management eines Mittelstandsunternehmens auf übersichtliche Weise das Zusammenspiel zwischen der Technologie „Cloud Computing“ und den zu generierenden qualitativen und quantitativen Wettbewerbsvorteilen im Geschäftsmodell aufzeigen. Klug eingesetzt sind mit Cloud Computing Wettbewerbsvorteile in einer ganz neuen Dimension zu heben.

 

Managementrelevanz der Innovation am Beispiel Cloud Computing

Technische Neuerungen und somit Produkt- und Prozessinnovationen sind der wesentliche Treiber für Wettbewerb. Sie können dazu führen, dass sich ganze Wertschöpfungsketten und Geschäftsmodelle daraufhin ändern und sich neue Industrien bilden. Innovationen können den Wettbewerbsvorteil von Marktführern erodieren und andere Firmen an die Spitze treiben <w:sdt id="-667934224" citation="t">(Porter, M., 2004, p. 204)</w:sdt>. Cloud Computing stellt eine solch weitreichende technische Änderung dar und ist deshalb für das Management eines Mittelstandsunternehmens besonders beachtenswert. Der Erfolg der Innovation Cloud Computing vereint wesentliche technische Innovationsströmungen:

  • Kommodisierung der Hardware
  • Verfügbarkeit zunehmend größerer Übertragungsbandbreiten
  • Virtualisierungstechnologien

Cloud Computing besitzt das Potenzial einer disruptiven Technologie. Sie verdrängt also bestehende Produkte oder Dienstleistungen möglicherweise vollständig. Disruptive Innovationen entstehen meist am unteren Ende des Marktes bzw. in neuen Märkten. Sie treten für etablierte Anbieter in der Regel unerwartet auf und sind für sie, besonders aufgrund ihres kleinen Marktsegmentes, zunächst uninteressant. Mit der Zeit weisen sie unter Umständen ein starkes Wachstum auf, sodass sie vorhandene Märkte bzw. Produkte und Dienstleistungen teilweise komplett verdrängen.

 

Innovation und Einfluss auf die Geschäftsmodelle der Zukunft

 Die IT hat Unternehmen in den vergangenen Jahren in allen Geschäftsprozessen durchdrungen und dadurch zu einem ständigen Effizienzgewinn beigetragen. Im bisherigen Geschäftsmodell versorgten IT-Dienstleister ihre Kunden mit dem kompletten Spektrum für die IT-Unterstützung von Geschäftsprozessen – angefangen beim Kauf von Hardware über Software-Plattformen bis zu Servicemodulen. Dieses Kaufmodell der IT, die Langlebigkeit der Güter sowie die gleichzeitige Innovationsdynamik der IT-Industrie bewirkten, dass sich Unternehmen ständig mit nicht durchgängigen Lösungen für ihre Geschäftsprozesse konfrontiert sahen.

Cloud Computing ist eine innovative Form der bedarfsgerechten und flexiblen Nutzung von IT-Leistung – bereitgestellt in Echtzeit als Service über das Internet. Durch den Mietmodell-Charakter ermöglicht es den Nutzern heute, Investitions- zu Betriebsaufwand umzuverteilen<w:sdt id="1083489777" citation="t"> (BITKOM, Cloud Computing - Evolution in der Technik - Revolutionim Business, 2011)</w:sdt>. Mit dem Paradigmenwechsel des Cloud Computing, die benötigte Funktionalität als Service zu beziehen, verändert sich nicht nur die Kostenstruktur: „Nutzen nach Bedarf“ und „Bezahlen nach Nutzung“ sind große Wettbewerbsvorteile der Dienste aus der Wolke. Sie kommen vor allem kleinen und mittelständischen Unternehmen zugute. Der reine Kostenaspekt ist allerdings viel zu kurz gedacht: Cloud Computing befähigt Unternehmen dazu, ihr Geschäftsmodell zu optimieren oder sogar neue Geschäftsmodelle zu erschaffen.

 

Cloud Computing fördert die Innovationskraft:

Business-Agilität: Neue Dienste oder Geschäftsmodelle der Fachabteilungen lassen sich durch Cloud Computing analog zur Geschäftsentwicklung schnell und flexibel implementieren und anpassen.

Time-to-Market: IT-gestützte Geschäftsprozesse sind aufgrund der Standardisierung und der daraus resultierenden verkürzten Laufzeit deutlich schneller zu implementieren und an den Markt zu bringen. Portfolio-Agilität: Produkt- und Serviceangebote lassen sich dynamisch erweitern und dem entsprechenden Kapazitätsbedarf anpassen.

future talk

Sprecher: Josef Glöckl-Frohnholzer

I4.0 Community Cloud

Die Community Cloud als Basistechnologie für Industrie 4.0

Hall 9, Stand F44

17 Mar. 2015, 05:00 PM - 05:30 PM

www.cebit.de/event/i4.0-community-cloud/VOR/62815